Die Identität der beiden Zeugen in der Offenbarung

In Kapitel 11 in der Offenbarung sehen wir zwei Zeugen, über deren Identität viel diskutiert wird. Wir werden aber auch einige Anregungen für unser Leben finden.

Was du davor lesen solltest

• Die 3,5 Jahre
• Die beiden Tiere

Die Berufung

Die Geschichte beginnt mit der Vermessung des Tempels. Im Alten Testament war der Tempel der Ort der Gegenwart Gottes und ein Ort des Opfers, aber seit Jesus das ultimative Opfer ist, hat er diesen Zweck nicht mehr. Die Frage ist also: Was ist jetzt der Zweck des Tempels?

In dieser Vision werden einige Teile des Tempels gemessen (Gott betrachtet sie als sein Eigentum) und andere Teile werden ausgelassen (Gott betrachtet sie nicht als sein Eigentum) und den Heiden überlassen. Das Bild geht vom Tempel über den Altar zu den Anbetern (vom Größten zum Kleinsten) und zeigt, was der Zweck des Tempels jetzt ist: Den Anbetenden. So wird die Gemeinschaft mit Gott durch die Anbetung definiert. Der Blick auf den Altar erinnert an die leidende Gemeinde des fünften Siegels. Anbetung ist Treue zu Gott bis in den Tod. Und das spiegelt sich in den beiden Zeugen wieder.

Die Identität der beiden Zeugen

Über die Identität der beiden Zeugen wird viel diskutiert. Sie sind entweder

• historische Persönlichkeiten mit prophetischen Zügen, wie Johannes als der wiederkommende Elias,
• alte Propheten, die wieder zum Leben erweckt wurden, oder
• als Symbole gedacht.

Der Text selbst gibt uns die entscheidenden Hinweise: “Das sind die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Gott der Erde stehen.”. Das ist ein Hinweis auf den Propheten Sacharja (der mit dem Hohepriester Joshua und dem Nachfolger Davids: Serubbabel, identifiziert wird), aber vor allem wird es durch die sieben Gemeinden deutlich, die mit den Leuchtern identifiziert werden.

Dies wird durch die Diskussion über die dreieinhalb Jahre, die die Zeit zwischen Jesu erstem und zweitem Kommen ist, bestätigt, so dass wir davon ausgehen müssen, dass es sich hier nicht um Personen, sondern um die Gemeinde handelt.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sie mit bestimmten Personen in Verbindung zu bringen, aber der einfachste Ansatz ist, sie mit Mose und Elija zu identifizieren, da das Feuer vom Himmel auf ihre Feinde für Elija charakteristisch ist, ebenso wie das Stoppen des Regens, während das Wasser zu Blut wird, für Mose charakteristisch ist.

Vielleicht hast du bemerkt, dass sie nicht als Individuen wie Mose und Elija handeln, sondern als Zeugen, die wie eine Persona handeln.Aber was repräsentieren sie? Die Gemeinschaft, denn nur die Gemeinschaft kann so lange wirken. Wir können das so verstehen

• Als Mose (Zeuge gegenüber Ägypten und dem Pharao) Zeuge gegenüber der Welt
• Als Elia (Zeuge für Israel und die Königin Isebel) ist er Zeuge für die Gemeinde im Sinne der inneren Erneuerung.

Man kann es aber auch so sehen, dass

• Mose Zeuge für Israel ist (alter Bund) und
• Elija, der als Johannes wiederkommt, als Zeuge für die Gemeinde (alter Bund in Erfüllung)

Sie sind da, um zu bezeugen, dass es sich um eine Gemeinde handelt, sei es nach innen oder nach außen, sei es Israel oder das erweiterte Israel (Gemeinde).

Wenn es eine Gemeinde gibt, warum gibt es dann keinen Zeugen? Nun, ein Zeuge hat keinen Wert und die beiden Zeugen agieren wirklich einheitlich.

Dennoch gibt es etwas Merkwürdiges an ihnen.

Der Charakter der beiden Zeugen

Sie sind in Sacktuch gekleidet, ein Zeichen

• für individulle Trauer oder nationale Krise,
• für Unterordnung,
• für Reue,
• für prophetische Kleider, um Gericht anzukündigen sind.

Sie kommen, um in einer gefallenen Welt zur Umkehr aufzurufen.

Sie können Zeichen und Wunder tun. Im Alten Testament wurden sie eingesetzt, um die Menschen zu lehren, dass es nur einen Gott gibt (und dass es keinen Sinn hat, einem anderen zu vertrauen, wie die Posaunen lehren).

Das einzige, was sie gegen ihre Feinde einsetzen können, ist Feuer vom Himmel, wie in der Geschichte von Elija. Doch am Ende werden sie vom Tier überwunden.

Aber wie ist das möglich? Hat Jesus nicht versprochen, dass niemand die Gemeinde überwältigen kann? Wenn du in Matthäus nachschaust, siehst du, dass dort ein anderes Wort verwendet wird als das in der Offenbarung. In der Offenbarung ist es ein einmaliges Überwinden, während es in Matthäus ein langfristiges Überwinden ist (die Schlacht verlieren, aber den Krieg gewinnen).

Und das Wichtigste ist, dass sie überwunden wurden, NACHDEM sie ihr Zeugnis vollendet hatten!

Die Gemeinde scheint besiegt zu sein und die ganze Welt feiert, dass die Zeugen nun verstummt sind und demütigt sie sogar, indem sie sie nicht begraben.

Aber ihre Niederlage wird in einen Sieg verwandelt: nach dreieinhalb Tagen (parallel zu den dreieinhalb Jahren) werden sie auferstehen und wie Jesus in den Himmel auffahren.

Die ganze Geschichte steckt voller Überraschungen:

• Moses und Elija sind für ihre gewaltigen Wunder bekannt, und diese waren die Wendepunkte in ihren Geschichten. Aber hier haben sie nichts bewirkt. Erst ihr Märtyrertod bringt den Durchbruch. Übrigens ist keiner von beiden im Alten Testament als Märtyrer gestorben.
• Ihr Tod ist mit dem Tod Jesu am Kreuz verknüpft. Jesus hat durch seinen Tod und Auferstehung überwunden. Jesus ist der treue Zeuge, WEIL er treu war bis zum Tod und darum siegreich ist. Solange die Zeugen diesem Vorbild folgen, werden sie überwinden.
• Diese Geschichte ist die Umkehrung der Geschichte von Ester, in der das Volk Gottes von einem Völkermord bedroht war. Aber es wehrte sich und errang einen großen Sieg. In Erinnerung daran feiern die Juden diese Zeit und schicken sich Geschenke zur Erinnerung an diesen Tag. In der Offenbarung gibt es kein Eingreifen Gottes. Die Zeugen werden getötet und ihre Feinde schicken sich Geschenke. Im Buch Ester ist der Sieg die Tötung der Feinde, hier ihre Bekehrung. Und auch ein subtiler Ton, das Reich Gottes nicht mit Gewalt zu erzwingen.
• Das Alte Testament beschreibt typischerweise nur einen Rest der gerettet wird, während die Mehrheit ins Gericht geht. Aber hier ist es genau umgekehrt. 7000 fallen dem Erdbeben zum Opfer, das sind 10%. Aber das bedeutet, dass 90% verschont sind. Nicht nur das, sie geben Gott die Ehre, was in der Offenbarung immer positiv ist, denn es ist aufrichtige Anbetung (nicht Furcht).

Die Zeugen und die Tiere

Wenn wir uns die Tiere anschauen, folgt ihr Verhalten einem Muster und sie ergänzen sich gegenseitig, ebenso wie die Zeugen.

Am Ende ist noch ein interessanter Chiasmus zu sehen: “Hier ist” und “Wenn jemand” zeigt eine Äquivalenz zwischen “Wer Verständnis hat: Zähle” und “Wer Ohren hat, der höre”, d.h. das Wissen soll zu Taten leiten (hören=gehorchen im Hebräischen) und “Weisheit” mit “Geduld und Glaube der Heiligen”, was zeigt, dass die Weisheit in Geduld und Glauben resultieren soll.

Aber auch die Zeugen und die Tiere sind sehr unterschiedlich.

Beide (versuchen) Jesus den Überwinder nachzuahmen

• Die Quelle der Zeugen ist die Anbetung Gottes, aber die Quelle des Tieres ist die Rache des Drachen.
• Die Taten der Zeugen laden zur Umkehr ein, aber das Tier fordert Unterwerfung.
• Die Zeugen kommen in Demut und lassen eine vorübergehende Niederlage zu während das Tier niemals ein Zeichen von Schwäche zulässt.
• Das Tier setzt Manipulation, Angst, Diskriminierung und Tod ein, um sein Ziel zu erreichen, während die Zeugen nichts davon tun.
• Das Tier handelt in Panik, weil die Zeit knapp ist, die Zeugen handeln furchtlos, weil sie wissen, wenn ihre Zeit gekommen ist, ist ihr Auftrag erledigt.

Wenn du nun auf dein Leben mit Jesus schaust, in welche Kategorie gehörst du? Bist du eher wie die Tiere oder wie die Zeugen? Was würde es für dich bedeuten oder kosten, ein echter Zeuge zu sein?

Zur Vertiefung

Quellen