Die Grundlage legen

Die Offenbarung beginnt mit einigen Aussagen, die man leicht überliest, die aber für das Verständnis des Buches entscheidend sind. Wenn wir sie betrachten, können wir das Buch mit neuen Augen sehen.

Die Offenbarung Jesu

Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, um seinen Knechten zu zeigen, was rasch geschehen soll; und er hat sie bekannt gemacht und durch seinen Engel seinem Knecht Johannes gesandt

Das Buch beginnt mit “Offenbarung Jesu Christi” (griechisch „Apokalypsis Iesou Christou”), „die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss”.

Dieses Buch wird als Apokalypse bezeichnet, was sicherlich einige Assoziationen weckt, aber wahrscheinlich die falschen. Auch die direkte Übersetzung “Offenbarung” lässt Fragen offen. Eine Apokalypse ist eine ganz besondere Art von Literatur — sie will provozieren und erwartet eine Reaktion.

Aber wir dürfen nicht vergessen, dass es in diesem Buch um Jesus geht, er steht im Mittelpunkt. „Jesu Christi” kann auf zweierlei Weise übersetzt werden:

  • Gott hat Jesus Christus die Offenbarung gegeben, er ist also derjenige, der sie weitergibt, oder
  • Jesus ist der Inhalt der Offenbarung.

Im Griechischen ist beides möglich und wohl auch gemeint: Die Offenbarung kommt von Jesus, aber sie soll ihn auch offenbaren.Die Knechte sind die Gläubigen, an die Johannes schreibt und an die das Buch gerichtet ist.

Auch die Formulierung “was bald geschehen muss” ist bewusst gewählt und bezieht sich auf eine Prophezeichung aus Daniel, die das Ende der Weltreiche und das Kommen des Reiches Gottes beschreibt. Im Gegensatz zur Zeit Daniels liegt dies nicht mehr in der Zukunft, sondern ist schon da.

Der nächste Vers versträrkt dies, indem er vom Zeugnis Jesu spricht. Wie wir sehen werden, ist dies eines der zentralen Themen des ganzen Buches. Jesus redet nicht nur darüber, er lebt sein Zeugnis, und so sollten wir es auch tun.

Dies wird im nächsten Vers noch deutlicher: “Glückselig ist, der die Worte der Weissagung liest, und die sie hören und bewahren, was darin geschrieben steht! Denn die Zeit ist nahe.”

  • Wir sollen dieses Buch studieren (damals wurde es vorgelesen, denn nicht jeder hatte ein Exemplar), aber vor allem sollen wir es anwenden.
  • Die Zeit ist nah. Es gibt nicht viel Zeit, wir müssen jetzt handeln. Daran hat sich in dem letzten 2000 Jahren nichts geändert.
  • Es ist eine Prophetie: Eine eindringliche Erinnerung an die Gemeinde zu handeln.

Die Zeit ist nahe, bedeutet nicht, dass es jederzeit geschehen kann, sondern dass es unmittelbar bevorsteht. Diese Wortwahl wird auch bei Markus verwendet, wo es heißt, dass das Reich Gottes bereits gekommen ist.

Die Basis

Jetzt kommt der Abschnitt, der in jedem Brief des Neuen Testaments vorkommt, in dem der Verfasser die Grundlage für den Rest legt. Das ist hier der Fall.

Johannes an die sieben Gemeinden, die in Asia sind: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind

  • Gnade und Friede werden ihnen gegeben, was sie auch brauchen, um alle Herausforderungen zu meistern.
  • Jesus ist der Ewige, der „ist und war und kommen wird“ (Verse 4 und 8). Er regiertüber alle Zeiten und ist allmächtig. Dies wird auch durch Alpha und Omega (erster und letzter Buchstabe des griechischen Alphabets) ausgedrückt. Er verändert sich nicht.
  • Die “sieben Geister vor dem Thron” klingen etwas merkwürdig. Im Propheten Sacharja werden sie mit dem Heiligen Geist identifiziert. Es ist naheliegend, dass sie auf den sieben Leuchtern brennen, die die Gemeinden bezeichnen. Der Ausdruck “vor dem Thron” stammt aus Kapitel 4: Der Heilige Geist kommt von Gottes Thron, um Gottes Plan auszuführen.

und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen aus den Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde. Ihm, der uns geliebt hat und uns von unseren Sünden gewaschen hat durch sein Blut

  • Wir haben wieder das Thema des treuen Zeugen. Es taucht immer wieder auf und ist ein Schlüsselthema. Die Verbindung von “treuer Zeuge”, “Erstgeborener” und “König der Könige” stammt aus Psalm 89, der vom Sohn Davids handelt.
  • Der Erstgeborene von den Toten ist eine Ermutigung zur Treue bis in den Tod, denn das ist nicht das Ende.
  • “Er liebt uns und hat uns von der Sünde erlöst” ist eine Erinnerung daran, dass Jesus für uns ist und uns ausgerüstet hat.

und uns zu Königen und Priestern gemacht hat für seinen Gott und Vater — Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

  • Er HAT uns zu Königen und Priestern gemacht. Wir sind schon Könige, wir müssen es nur noch ausüben, aber nicht so, wie die Welt.

Er kommt mit den Wolken

Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, welche ihn durchstochen haben; und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde! Ja, Amen.

Dies geht auf ein Zitat des Propheten Sacharja zurück:

Aber über das Haus David und über die Einwohner von Jerusalem will ich den Geist der Gnade und des Gebets ausgießen, und sie werden auf mich sehen, den sie durchstochen haben, ja, sie werden um ihn klagen, wie man klagt um den eingeborenen [Sohn], und sie werden bitterlich über ihn Leid tragen, wie man bitterlich Leid trägt über den Erstgeborenen. 11 An jenem Tag wird es eine große Klage geben in Jerusalem, wie die Klage in Hadad-Rimmon war in der Ebene von Megiddo.

Aber hier geht es um die ganze Erde, nicht nur um Israel. Diese Trauer ist die Trauer um einen geliebten König, wie damals Josia.

Der erste Teil ist wiederum an Daniel angelehnt:

Ich sah in den Nachtgesichten, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels, gleich einem Sohn des Menschen; und er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn gebracht. 14 Und ihm wurde Herrschaft, Ehre und Königtum verliehen, und alle Völker, Stämme und Sprachen dienten ihm; seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergeht, und sein Königtum wird nie zugrunde gehen.

Eine ähnliche Kombination findet sich bei Matthäus gemacht, wo Jesus über die Endzeit spricht.

Außerdem ist “alle Geschlechter der Erde” etwas, das aus der Verheißung an Abraham stammt, dass durch ihn alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.

Wenn wir diese beiden Stellen zusammenbringen, sehen wir

  • Es ist eine sehr emotionale Reaktion auf ihren (geliebten) König.
  • Es hat mit Jesus (dem Menschensohn) zu tun.
  • Das Ziel ist, dass alle Völker ihn anbeten, wie in der Verheißung an Abraham angekündigt.
  • Aber der Text lässt offen, wie die Völker reagieren (“sich an die Brust schlagen um seinetwillen”) — die einen aus Buße für ihren Retter, die anderen aus Furcht vor dem Gericht.

Es geht hier also nicht um das Kommen des Zornes Jesu, weil einige ihn getötet haben (die Völker waren hier kaum beteiligt), sondern um einen Aufruf zur Umkehr und zum Heil der Völker.

Schlussfolgerung

Die Zeit ist nahe und die Gemeinde hat die Aufgabe, aktiv zu werden. So wie Jesus alles getan hat, ist es nun an der Gemeinde, die Nationen zu erreichen.

Quellen