Die Geburt Jesu in der Offenbarung

Als Christ kennst du sicher die Weihnachtsgeschichte nach Lukas, etwas romantisch mit ein paar Hirten und einem Kind in der Krippe und den drei Weisen, die einem Stern folgen.

Wir haben die Weihnachtsgeschichte so oft gehört, dass wir sie gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Aber diese Version der Geschichte zeigt einen neuen Aspekt, der uns ein neues Verständnis von Jesus geben kann. Ich nehme dich mit ins Kapitel 12 des Buches.

Die Geschichte

“Und ein großes Zeichen erschien im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt eine Krone mit zwölf Sternen. 2 Und sie war schwanger und schrie in Wehen und Schmerzen der Geburt. 3 Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel: siehe, ein großer, feuerroter Drache, der hatte sieben Köpfe und zehn Hörner und auf seinen Köpfen sieben Kronen; 4 und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne des Himmels nach sich und warf sie auf die Erde. Und der Drache stand vor der Frau, die gebären sollte, um ihr Kind zu verschlingen, wenn sie geboren hätte. 5 Und sie gebar einen Sohn, einen männlichen, der alle Heidenvölker mit eisernem Stab weiden wird; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.”

Auf den ersten Blick denkst du wahrscheinlich eher an so etwas:

Diese Geschichte ist so voll von geheimnisvollen Figuren, dass es zunächst verwirrend ist. Aber lassen wir die Geschichte auf uns wirken.

Wir haben eine Frau, die trotz ihrer himmlischen Attribute vor allem eines ist: schwanger und im Begriff zu gebären. Und, um das Offensichtliche zu sagen, unfähig zu kämpfen.

Auf der anderen Seite ein riesiger und wütender (rot vor Wut) Drache, der nur ein Ziel kennt: das Kind, das gerade geboren wird, zu vernichten.

Betrachtet man diese Szene, ohne das Ende zu kennen, scheint es klar zu sein, dass die Frau keine Chance und das Kind keine Zukunft hat. Und doch überwindet das Kind alles und wird in den Himmel entrückt.

Doch worum geht es in dieser Geschichte eigentlich? Werfen wir zunächst einen Blick auf die Identität der Personen.

Der Drache

Er ist am leichtesten zu identifizieren: Der Drache. In Vers 9 heißt es “die alte Schlange genannt Teufel und Satan” —erinnert an den Sündefall.

Das Kind

Werfen wir einen Blick auf das Kind. Es gibt nicht viele Einzelheiten, aber eine Besonderheit: ein eisernes Zepter. Schauen wir, wo das in der Bibel vorkommt:

• Psalm 2 beschreibt eine Szene, in der sich alle Könige der Erde gegen Gott auflehnen, aber Gott droht ihnen, dass sie seinen Sohn fürchten sollen, denn er wird sie mit eisernem Zepter regieren
• Jesaja beschreibt den kommenden Messias, der die Erde mit dem Stab seines Mundes schlagen wird
• In der Offenbarung beschreibt sich Jesus selbst als denjenigen, der mit einem eisernem Zepter regiert.

Diese Referenzen machen es sehr deutlich, dass es hier um Jesus und seine Geburt geht.

Die Frau

Aber wer ist diese seltsame Frau, die mit Sonne, Mond und 12 Sternen bekleidet ist? Zunächst gibt es drei Kandidaten (die mit der Geburt von Jesu in Verbindung gebracht werden können):

• Maria natürlich, denn sie hat ihn schließlich geboren.
• Eva wurde versprochen, dass ihr Nachkomme die Schlange vernichten würde.
• Aber da ist auch Israel, dem verheißen wurde, den Messias (Jesus) hervorzubringen.

Aber wer von den dreien ist es nun?

• Maria liegt auf der Hand, aber nirgendwo in der Bibel wird sie mit Sonne, Mond und Sternen in Verbindung gebracht. Eher im Gegenteil: Maria wurde in der kirchlichen Tradition mit Sonne, Mond und Sternen in Verbindung gebracht, AUFGRUND der Interpretation, dass Maria diese Frau ist.
• Für Eva besteht eine Verbindung zu Sone, Mond und Sternen, da sie zusammen mit Adam und Eva in der Schöpfungsgeschichte erwähnt werden. Aber das lässt die Frage offen, warum hier von 12 Sternen die Rede ist.
• Die beste Übereinstimmung findet sich bei Israel, die zwar auf den ersten Blick nicht wie eine Frau aussieht, aber in der Bibel auch als Frau bezeichnet wird, z.B. Tochter Zion. Wenn wir den zweiten Traum Josefs betrachten, sehen wir eine große Übereinstimmung. Dort ist von Sonne, Mond und 11 Sternen die Rede und sein Vater interpretiert dies auf Joseph (den 12. Stern) und seine Brüder und Eltern. Da diese 12 Brüder die Stammväter Israels sind, ist Israel gemeint.

Schließlich die Geschichte

Was ist nun die Geschichte dieser fünf Verse?

Israel (der Frau) wurde verheißen, den Messias (das Kind) zu gebären. Aber zur Zeit der Erfüllung stand Israel unter großem Druck: Es war unter römischer Herrschaft und wurde unterdrückt. Es gab viele Aufstände, aber alle wurden niedergeschlagen.

In dieser Zeit wurde Jesus geboren und aus der unmittelbaren Gefahr gerettet, die von Herodes ausging. Als Jesus seinen Dienst antrat, wurde er vom Teufel versucht — beide Male ohne Erfolg. Aber auch im weiteren Leben Jesu war sein Leben immer wieder bedroht.

Trotz aller Angriffe überwindet Jesus alle Schwierigkeiten bis hin zum Tod am Kreuz und wird schließlich in den Himmel entrückt (in unserer Geschichte wird der Teil zwischen der Geburt Jesu und seiner Entrückung ausgelassen).

So ist diese Geschichte voller Emotionen:

• die Herrlichkeit der Frau (Israel) und ihre Hilflosigkeit,
• die Angst um ihr Kind,
• der Zorn des Drachen (Satan) und seine Entschlossenheit,
• der überraschender Sieg über den Drachen.

Wie genau Jesus überwindet, wird hier nicht beschrieben, aber das Thema der Spannung zwischen scheinbarer Hilflosigkeit und Überwindung findet sich an vielen Stellen in der Offenbarung und wird dort erklärt.

• Die einzigen beiden Gemeinden, die von Jesus in den Sendschreiben nicht getadelt werden, sind Smyrna und Philadelphia (die sich aufgrund ihrer Umstände in echten Schwierigkeiten befinden), aber die Gemeinde mit dem größten Selbstbewusstsein (Laodizea) erhält kein einziges Lob.
• Der Löwe, der eigentlich ein Lamm ist.
• Die beiden Zeugen, die besiegt scheinen, aber am Ende überwinden und erhöht werden im Vergleich mit dem Drachen und den Tieren, die scheinbar alles im Griff haben, aber untergehen mit denen, die ihnen vertraut haben.
• …

Zur Vertiefung

Quellen