666 im historischen Kontext
Der Drache und die beiden Tiere der Offenbarung erscheinen sehr abstrakt (böse Mächte) oder werden sehr „kreativ” interpretiert. Doch wie sahen sie vor 2000 Jahren konkret aus?
Der Kontext der ersten Leser
Ein Schlüssel zum Verständnis des Drachen und der beiden Tiere ist, die Offenbarung auch als Brief zu verstehen, der uns einige Hinweise auf die beiden Tiere gibt.
Die beiden Tiere kommen aus dem Meer und der Erde und basieren auf
- Behemoth (aus der Erde) von Gott mit dem Schwert erschlagen und ebenfalls in der Offenbarung mit dem Schwert verwundet,
- Leviathan (aus dem Meer), aus dessen Maul Flammen kommen.
Diese Tiere werden von Gott unterworfen und nach jüdischer Tradition wird Gott sie am Ende der Zeit besiegen, wie es auch bei Jesaja heißt.
Beide Tiere sind für die Menschen überwältigend, für Gott aber nur ein Spielzeug.
Die ersten Leser betrachteten alles, was „aus dem Meer” kam, als von außen, von jenseits des Meeres kommend. Das war damals der Kaiser in Rom oder die Statthalter, die mit Schiffen über Ephesus nach Kleinasien kamen, weil sie wie aus dem Meer auftauchten, wenn ihre Schiffe am Horizont sichtbar wurden.
“Aus dem Land” sind dann die lokalen politischen und wirtschaftlichen Autoritäten.
Der Drache
Er ist sehr einfach zu verstehen. Es ist Satan. Er ist der Puppenspieler, er steckt hinter allem. Er ist die Quelle des Bösen und nicht weltliche Mächte, weil wir nicht gegen Fleisch und Blut kämpfen. Er ist nicht wirklich an der Macht, aber er lenkt die Mächtigen auf dieser Welt.
Das erste Tier
Das ist der Kaiser in Rom (vom Meer, also jenseits des Meeres). Er unterscheidet sich nicht von den Herrschern vor ihm. Und mit dem Tod eines Herrschers (Nero, Tiberius, …) ist das erste Tier nicht tot. Mit jedem neuen Kaiser erhebt es sich wieder. Rom ist unschlagbar.
Rom ist gotteslästerlich, weil es für sich in Anspruch nimmt, wie Gott zu sein. Der Kaiser befehligt die Legionen und bricht jeden Widerstand. Er beginnt die Christenverfolgung und kommt damit durch. Und jeder, dessen Name nicht im Buch des Lebens geschrieben steht, wird seine Knie vor ihm beugen, denn er hat die Macht, und die Heiligen können nur ausharren.
Das zweite Tier
Es gibt ein großes Netzwerk von Menschen, die von der Gunst des Kaisers profitieren (Steuererlass, finanzielle Unterstützung, …) oder die vermeiden wollen, in Ungnade zu fallen. Für sie ist der Kaiser der Garant des göttlichen Segens.
Sie achten darauf, dass niemand etwas tut, was sie in die Ungunst des Kaisers bringen könnte. Es sind die lokalen Autoritäten. Sie machen Prozessionen, bauen Tempel, arbeiten in und an den Tempeln, verkaufen den Götzen geweihtes Fleisch, nehmen an Festen für Götzen teil und so weiter. Es ist eine übergeordnete Aktivität: Es sieht doch nicht böse aus, geht einfach mit dem Strom.
Die Mitläufer des Kaisers sind diejenigen, die die Macht haben, die Leben geben und Versorgung geben können und nicht in Frage gestellt werden.
Aber wie kann denn die Statue reden? Wenn wir uns die Parallele bei Daniel anschauen, sehen wir, dass die Augen und Ohren der Statue die neidischen Beamten waren. Das ist auch hier der Fall. Der Götze bekommt seine Macht von den Menschen, die ihn unterstützen.
Die Menschen erhlaten ein Zeichen an Hand und Stirn. Im Alten Testament war es ein Zeichen der Erinnerung an die Macht Gottes, das zur Loyalität verpflichtete: “Vergiss nicht, was du hier gesehen hast”. Bei Gott war es der Auszug aus Ägypten, bei Satan das System, gegen das du keine Chance hast.
Wenn du nicht mitspielst, wirst du finanziell ruiniert.
Was kann man tun?
Was kann man gegen dieses System unternehmen? Die Antwort wird z.B. in Kapitel 14 gegeben: Die Menschen sind Gott treu und machen keine Kompromisse, was mit dem Bild einer Jungfrau beschrieben wird. In Kapitel 13 wird die Loyalität wird mit dem Wort Anbetung beschrieben.
Und über allem: Ausharren und Weisheit, um zu erkennen, was Gott ist und was nicht.