Das 1000-jährige Reich

Über das Tausendjährige Reich gibt es viele Diskussionen und verschiedene Theorien. Schauen wir uns gemeinsam den Text, seinen Kontext und eine neue, frische Sichtweise an.

Zunächst einige Fragen an den Text:

  • Wer wird wo über wen herrschen?
  • Warum gibt es nicht gleich einen neuen Himmel und eine neue Erde? Oder sitzen wir dann alle auf Wolken und spielen Harfe?
  • Wo sonst sehen wir ein Tausendjähriges Reich, außer in diesem einen Vers?
  • Welche Art von Herrschaft ist hier in den 1000 Jahren gemeint ?

Das Tausendjährige Reich ist Teil eines größeren Kontextes, der einen Chiasmus bildet, der den Inhalt nicht linear, sondern symmetrisch anordnet. Deshalb gibt es hier keine klare Chronologie, und was später berichtet wird, kann dasselbe Ereignis beschreiben, nur aus einer anderen Perspektive.

Ein kleines Wort mit großen Konsequenzen

Die Episode der 1000 Jahre beginnt mit einem kleinen Wort: “Und”, und seine Bedeutung ist eine größere Debatte.

“Und ich sah” kann zeitlich bedeuten: Nach diesem (letzten Kampf) wird der Satan für 1000 Jahre gebunden sein und danach werden diese Dinge geschehen.

“Und ich sah” kann visionär gemeint sein: Johannes hatte einfach eine neue Vision, die danach berichtet wird und in der er Satan für 1000 Jahre gebunden sieht.

Um dies besser zu verstehen, ist es besser, die Verwendung von „und“ an anderen Stellen in der Offenbarung zu betrachten:

  • “Und” wird normalerweise als visionärer Link zwischen Blöcken von Visionen oder einzelnen Visionen verwendet.
  • Wenn “und” in zeitlicher Form verwendet wird, dann zwischen einzelnen Versen oder Wortgruppen, wobei der Kontext jeweils in einem größeren Abschnitt liegt.
  • Das “und” als zeitlicher Ausdruck ist eher eine Ausnahme (das Tier und der Prophet wurden gefaßt, NACHDEM sie den Kampf verloren hatten, alle Menschen wurden getötet, DANACH fraßen die Vögel die Leichen, vielleicht hatte Jesus den Kampf NACH der Hochzeit). Das sind 4 von 35 Stellen.
  • “Und” zusammen mit dem Herabkommen oder Herabsteigen eines Engels ist eine Vision mit einer zeitlichen Verzögerung (wie der Engel mit dem kleinen Buch) oder ein zeitlicher Rückblick (wie der Engel mit den Siegeln Gottes oder das Gericht über Babel, das im vorhergehenden Kapitel beschrieben wurde). Die meisten Kommentatoren, die in Kapitel 20 ein zeitliches “und” verwenden, verwenden ein visionäres “und” in den anderen Fällen.

Zwei letzte Schlachten?

Es gibt starke Parallelen zwischen

  • dem Kampf Jesu “vor” dem Tausendjährigem Reich,
  • dem Kampf von Gog und Magog nach dem Tausendjährigen Reich und
  • den beiden Visionen von Gog und Magog in Hesekiel, Kapitel 38 und 39.

Denn sie haben

  • Großes Sammeln vor dem Krieg,
  • “Endzeitschlacht” mit riesigem Heer,
  • Gottes überwältigender und endgültiger Sieg.

Wenn dem so ist, dann ist die Schlacht Jesu in Kapitel 19 dieselbe wie die mit Gog und Magog in Kapitel 20 und die 1000 Jahre wären dann vor den Ereignissen in Kapitel 19.

Oder handelt es sich doch um zwei verschiedene Schlachten? Nun, es gibt einige Punkte, die wir uns genauer ansehen müssen:

  • Kapitel 19 (Vernichtung durch das Schwert) und Kapitel 20 (Vernichtung durch Feuer) scheinen auf unterschiedliche Schlachten hinzuweisen, da unterschiedliche Waffen verwendet werden, aber genau dasselbe geschieht in den Visionen Hesekiels, wo BEIDE in BEIDEN Visionen verwendet werden: Schwert und Feuer in Kapitel 38, und Schwert und Feuer in Kapitel 39.
  • Kapitel 19 und Kapitel 20 könnten verschiedene Grade der Erfüllung sein, aber in beiden Kapiteln gibt es eine ähnliche Beschreibung, wie auch in den Endzeitkriegen in Hesekiel, Sacharja und Zefanja — alle sind endgültig.
  • Während in Kapitel 19 menschliche Armeen beschrieben werden, sind es in Kapitel 20 dämonische Armeen, aber wo genau wird in Kapitel 20 gesagt, dass diese Armeen dämonisch sind? In beiden Kapiteln führt Satan menschliche Armeen und, wenn wir die Beschreibung des sechsten Siegels sorgfältig lesen.
  • Kann man von der Abfolge der Ereignisse in Daniel erkennen, dass es mehrere Schlachten gibt, in denen Satan nach der Herrschaft der Heiligen mehrmals besiegt wird? Das ist nicht der Fall, denn Daniel wiederholt sich oft (die Herrschaft der Heiligen geschieht in den Versen 8, 13–14, 19–22, 23–25 und 27, während das Gericht über das Tier in den Versen 9–11 und 26 berichtet wird). Auch das Öffnen der Bücher geschieht vor allem anderen.

Weitere Argumente für eine Schlacht

  • Nach der Aktion des sechsten Siegels werden die Armeen versammelt (da Harmagedon sich auf einen Berg bezieht), so dass die Schlacht bevorsteht. Die siebente Schale kündigt die Zerstörung des Reiches Satans an (gefolgt von einer ausführlichen Beschreibung der Zerstörung der Hure Babel als Reaktion auf die Hochzeit der Braut), und die Schlacht wird in Kapitel 19 ausführlich beschrieben.
  • Zu Beginn der Schalen wird gesagt, dass dies die letzten Plagen sind, was die Zerstörung des Königreichs Satans ist, was in Kapitel 19 geschieht, alle weitere Schlachten nach Kapitel 19 müssen demnach Rückblicke sein.

Das Binden Satans

Zu Beginn von Kapitel 20 wird das Binden Satans beschrieben, was sehr große Ähnlichkeiten mit Kapitel 12 aufweist, wo der Fall Satans als Konsequenz von Jesu Tod am Kreuz beschreiben wird.

  • Sowohl in Kapitel 12 als auch in Kapitel 20 wird eine Szene im Himmel beschrieben.
  • In Kapitel 12 wird ein Kampf zwischen Satan und den Engeln beschrieben und in Kapitel 20 wird ein solcher Kampf angenommen.
  • Als Konsequenz wird Satan in Kapitel 12 auf die Erde und in Kapitel 20 in den Abgrund geworfen.
  • Er wird mit der identischen Formulierung “der Drache, die alte Schlange, der Teufel und Satan” und “der Drache, die alte Schlange, was der Teufel und Satan ist” bezeichnet.
  • In den Kapiteln 12 und 20 wird erwähnt, dass er die Welt verführt und dass er dadurch eingeschränkt wird.
  • In Kapitel 12 weiß Satan, dass er nur eine kurze Zeit hat, in Kapitel 20 wird er für eine kurze Zeit freigelassen.

Aber gibt es nicht auch Unterschiede?

  • In Kapitel 12 wird Satan auf die Erde geworfen, in Kapitel 20 in den Abgrund, aber in beiden Fällen kommt ein Engel vom Himmel und wirft Satan hinunter. Außerdem kann der Abgrund mit der Erde gleichgesetzt werden oder mit dem Ort der Toten auf der Erde gesehen werden.
  • Die Verführung nimmt zu, nachdem Satan in Kapitel 12 aus dem Himmel geworfen wird, während sie in Kapitel 20 aufhört, aber es ist nicht so klar, dass die Verführung wirklich zunimmt, da das Geheimnis des Glaubens offenbar ist und die Gemeinde nicht getäuscht werden kann und als Zeuge da ist. Außerdem bedeuted das Versiegeln in Kapitel 20 keine komplette Bindung, sondern ein Autorität über etwas haben wie in Daniel oder Matthäus.

Wie viele andere Texte in der Bibel berichten diese beiden Kapitel über dasselbe Ereignis, ergänzen sich aber gegenseitig.

Dass Satan gebunden wird, wird auch bei Jesu erstem Kommen erwähnt .

Außerdem wird er (der Sohn der Gesetzlosigkeit) nur für kurze Zeit vor Jesu zweitem Kommen freigelassen kurz , wo er die Gemeinde angreift.

Der Sohn der Gesetzlosigkeit oder der Gesetzlose wird im Alten Testament in den Psalmen und bei Jesaja als die Personifizierung der Gesetzlosigkeit erwähnt. Dort heißt es auch, dass er sich über Gott erhebt, was eine Anspielung auf Daniel ist. Es handelt sich um Satan, und derjenige, der ihn aufhält, ist der Engel in dieser Geschichte.

Was ist mit den Verheißungen?

Aber gibt es nicht so viele Verheißungen, die erst im Tausendjährigen Reich erfüllt werden können? Vielleicht hast du so etwas im Sinn wie:

… Es soll dann nicht mehr Kinder geben, die nur ein paar Tage leben, noch Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen; sondern wer hundertjährig stirbt, wird noch als junger Mann gelten, und wer nur hundert Jahre alt wird, soll als ein vom Fluch getroffener Sünder gelten. … Wolf und Lamm werden einträchtig weiden, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind, und die Schlange wird sich von Staub nähren. Sie werden nicht Schaden noch Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berg!, spricht der HERR

Diese Prophezeiungen sind offensichtlich noch nicht erfüllt und werden es auf dieser Erde auch nicht sein, also muss ihre Erfüllung im Tausendjährigen Reich warten, oder? Aber schauen wir uns den Vers unmittelbar davor an: “Denn siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, sodass man an die früheren nicht mehr gedenkt und sie nicht mehr in den Sinn kommen werden”.

Dies ist ein klarer Hinweis auf den neuen Himmel und die neue Erde, wie sie in Offenbarung 21 beschrieben werden. Das wirft einige Fragen auf:

  • Was ist das Bild des neuen Himmels und der neuen Erde oder des Neuen Jerusalems?
  • Welche anderen Prophezeiungen können im Neuen Jerusalem nicht erfüllt werden und warum?
  • Wo wird in der Bibel von einem “vor-neuen Himmel” und einer “vor-neuen Erde” gesprochen? Wie wird das geistlich begründet?
  • Ist das Tausendjährige Reich besser als der neue Himmel und die neue Erde? Wenn ja, in welcher Hinsicht? Wenn nein, warum sollten die Menschen 1000 Jahre warten und nicht schon jetzt die große Verheißung empfangen?

Was ist die Erzählschiene?

Die Geschichte wird parallel auch in Hesekiel erzählt:

  • 37/1–14: Die Auferweckung des Volkes Gottes durch den Heiligen Geist, was der Auferstehung in Kapitel 20 und ganz konkret dem Pfingsereignis entspricht.
  • 37/15–28: Das messianische Reich, das dem Herrschen der Heiligen in Kapitel 20 entspricht, was der Zeit des Zeugnisses der Gemeinde zwischen Jesu erstem und zweitem Kommen entspricht.
  • 38–39: Die Schlacht von Gog und Magog, die dem zweitem Kommen Jesu entspricht.
  • 40–48: Schließlich der “neue Tempel” im Neuen Jerusalem, was Kapitel 21 entspricht.

Was hat es mit dem zweitem Tod und der ersten Auferstehung auf sich?

Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und das Gericht wurde ihnen übergeben … Die Übrigen der Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die 1 000 Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung.

Das ist etwas verwirrend und wir müssen uns das genauer ansehen. Wir haben gesehen, dass damit die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Kommen Jesu gemeint ist. Wenn wir den Text lesen, dann ist das so:

  • Menschen werden enthauptet um ihres Zeugnisses willen.
  • Jetzt sind die Seelen.
  • Aber sie werden auferstehen und herrschen.

Es gibt eine sehr merkwürdige Sache, die in der Übersetzung etwas versteckt wurde. Im Original heißt es: “Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf und ihnen wurde das Gericht gegeben”. Wenn man sich aber den weiteren Text anschaut, sieht man, dass mit “sie” nichts anderes gemeint sein kann als Satan und der Engel, der ihn gebunden hat, was keinen Sinn ergibt. Außerdem haben alle Verben die gleiche Zeitform (Aorist) und es gibt keine zeitliche Abhängigkeit zwischen den Handlungen.

Das wird natürlich später erklärt: „die das Tier nicht anbeteten und sein Malzeichen nicht annahmen”.

Diese Struktur wird hysteron-proterons (das Letzte vor dem Ersten) genannt und ist eine rückwärts erzählte Geschichte, wobei die Betonung auf dem ersten Teil liegt (der wegen der Zeit erst später erzählt würde), hier: Der regiert und richtet. Von dieser Form gibt es weitere Beispiele in der Offenbarung

  • Halte fest und kehre um!
  • Ich bin reich und reich geworden.
  • Wurde bitter im Bauch, aber süß im Mund.

Liest man die Geschichte rückwärts, ergibt sie mehr Sinn: Sie herrschen, weil sie das Tier nicht angebetet und sein Zeichen nicht angenommen haben; darum wurden sie enthauptet.

Werden wir enthauptet?

Warum heißt es, dass wir enthauptet werden? Werden nur die Enthaupteten herrschen?

Keineswegs, z.B. bezieht sich die Referenz auf die Seelen unter dem Altar auch auf alle getöteten Zeugen (unabhängig von der Hinrichtungsart).

Diese Aussage ist eine weitere Parodie, denn im Römischen Reich wurden nur hochrangige Personen enthauptet (andere wurden zu Tode gefoltert), und so wurden die Heiligen im Tod von der Welt wie Könige behandelt.

Werden also nur Menschen herrschen, die für ihren Glauben gestorben sind? Keineswegs, denn wie wir gerade gesehen haben, herrschen sie zuerst und sterben dann.

Auch in der Offenbarung gibt es verschiedene Arten des Zeugnisses und des Leidens:

  • Johannes im Exil,
  • Überwinder, weil sie ihr Leben nicht geliebt haben (es nicht als so wertvoll gesehen haben),
  • treu im Angesicht des Todes,
  • treu zu Jesus.

Denn wir alle sind Könige und Priester, die regieren.

Also, jeder der Gott treu ist, wird regieren, selbst wenn er (nur) finanziellen oder sozialen Druck hat.

Was ist dann der zweite Tod?

Glückselig und heilig ist, wer Anteil hat an der ersten Auferstehung! Über diese hat der zweite Tod keine Macht, sondern sie werden Priester Gottes und des Christus sein und mit ihm regieren 1 000 Jahre.

Wenn wir geboren werden, haben wir unser “erstes Leben” in der ersten, alten Schöpfung. Wenn wir aber wiedergeboren werden (Leben mit Gott), haben wir unser “zweites Leben” in der neuen Schöpfung, was die erste Auferstehung ist. Der zweite Tod ist nichts anderes, als nicht Teil der neuen Schöpfung zu sein und demzufolge geistlich tot zu sein.

Quellen