Die vier Königreiche in Daniel
Das Buch Daniel scheint die Quelle für viele endzeitliche Interpretationen zu sein. Schauen wir uns diese näher an.
Die vier Königreiche
In den Kapiteln 2 und 7 des Buches Daniel sehen wir vier Königreiche, die in Kapitel 2 durch ein Standbild und in Kapitel 7 durch vier Tiere beschrieben werden.
Beide Kapitel beschreiben sie als aufeinanderfolgend: Kapitel 2 explizit, Kapitel 7 durch gegenseitige Überwindung und Ablösung.
In Kapitel 2 sehen wir, dass der Ausgangspunkt Babel ist. Babel wurde durch das Medo-Persische Reich zerstört. Einige Ausleger sehen Medien und Persien als zwei verschiedene aufeinanderfolgende Reiche, aber das entspricht nicht wirklich der Geschichte, da beide vereinigt waren BEVOR sie Babel eroberten.
Das dritte wäre dann das griechische Reich unter Alexander dem Großen, das das persische Reich ablöste. Dieses zerfiel nach Alexanders Tod in vier Reiche, die schließlich von den Römern erobert wurden.
Kapitel 7 zeigt ein ähnliches Bild.
Es beginnt mit Babel.
Babel wurde durch Löwen in Statuen oder Porträts dargestellt und wurde whrscheinlich auch von Jeremia als Löwe und Adler im Gericht über Edom beschrieben.
Dann kommen die Perser:
Der Bär, der auf einer Seite aufgerichtet ist, weil er das gemeinsame Reich der Perser und Meder beschreibt. Die Perser waren dabei der kleinere Teil, der aber später die Oberhand gewann.
Die drei Rippen und der Hinweis auf das Fressen beziehen sich auf die drei großen Eroberungen von Lydien (547 v. Chr.), Babel (539 v. Chr.) und Ägypten (525 v. Chr.).
Ihnen folgten die Griechen.
Der Leopard beschreibt sehr gut die schnelle Ausbreitung des Reiches von Griechenland bis nach Indien in weniger als 20 Jahren. Nach Alexanders Tod zerfällt das Reich in vier Teile, deren Herrscher die vier Köpfe darstellen.
Schließlich kommen die Römer.
Die Römer besiegten die letzten griechischen Reiche mit eiserner Härte. Eisen wird auch in Kapitel 2 als Material für das letzte der vier Reiche verwendet.
Das Ende der Reiche
In beide Kapiteln wird das Ende der Reiche durch ein von Gott bewirktes Ereignis beschrieben. In Kapitel 2 wird es durch einen Stein beschrieben, der nicht von Menschenhand geformt wurde, der aber dann zu etwas wurde, das die ganze Erde erfüllt.
Das erinnert an den Eckstein, der Jesus ist, der das Fundament der Gemeinde ist. Er wurde nicht von Menschen gemacht und wurde zum Herrscher dieser Welt und gab diese Autorität an die Gemeinde weiter.
Wenn wir uns Kapitel 7 anschauen, sehen wir, wie der Menschensohn die Reiche überwindet und ein ewiges Reich aufrichtet. Doch wer ist der Menschensohn?
Im Kontext von Daniel ist es Israel, weil es wie der Menschensohn das Königreich empfängt. Dies hat sich in Jesus erfüllt, der sich selbst ausschließlich als Menschensohn bezeichnet hat.
Aber da ist mehr
Wir haben gesehen, dass die Kapitel 2 und 7 von denselben 4 Reichen handeln und mit dem Römischen Reich enden, als Jesus auf die Erde kam und alle Reiche am Kreuz besiegte. Aber es gibt noch ein paar lose Enden:
- Kapitel 2 spricht von anderen Reichen, die die Füße des Standbildes darstellen.
- Der Stein in Kapitel 2 (das erste Kommen Jesu) hat nicht die ganze Statue zerstört (das Römische Reich existierte noch 400 Jahre lang).
- Die Beschreibung des vierten Tieres in Kapitel 7 ist keine vollständige Beschreibung des Römischen Reiches (schrecklich und furchterregend, anders als alle anderen und mit 10 Hörnern), aber dieses Reich war nicht grundlegend anders als die anderen davor, und die 10 Hörner konnten in der römischen Geschichte nie mit Sicherheit identifiziert werden.
- Die Szene in Kapitel 7, in der der Menschensohn kommt, klingt wie das Jüngste Gericht, aber das macht wenig Sinn, wenn es sich um das Ende des Römischen Reiches handelt.
Viele haben darüber nachgedacht, hier sind meine Gedanken (basierend auf den Gedanken anderer)
Die Geschichte ist mit dem ersten Kommen Jesu nicht zu Ende gegangen, sondern hat etwas Grundlegendes bewirkt: Die Gemeinde regiert jetzt die Welt! Durch die Verkündigung des Evangeliums, durch Gebet, Zeugnis und Beharrlichkeit verändert sich die Welt. Aber wie sieht das konkret aus? Sehen wir nicht vielmehr eine Welt, die geprägt ist von Kreuzzügen, Inquisition, Zwangsbekehrungen und Angst vor der Hölle?
Andererseits ist der Übergang der Herrschaft nicht so offensichtlich, denn sein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn Jesus und die Gemeinde die Herrschaft übernehmen, müssen wir uns fragen, was Herrschaft im Reich Gottes eigentlich bedeutet.
Das Römische Reich war das letzte Reich, das über Israel herrschte. Durch den Neuen Bund ist das Volk Gottes über die ganze Erde verstreut, und es gibt kein einziges Reich, das sie einschließt.
Es gibt auch Diskussionen darüber, wer die zehn Könige und die drei Hörner in Kapitel 7 sind, aber wir müssen diese Themen im Zusammenhang mit der Offenbarung betrachten, wo wir die Dreieinigkeit und die zehn Könige wieder sehen.