Das Geheimnis der 70 Jahrwochen
Die 70 Jahrwochen sind ein geheimnisumwitterter Teil der Bibel mit noch interessanteren Interpretationen über die Endzeit. Werfen wir einen genaueren Blick darauf.
Was ist eine Jahrwoche
In der Schöpfung hat Gott den siebenten Tag, den Sabbat, für heilig erklärt. Aber eine gibt auch ein “Sabbatjahr”: Jedes siebente Jahr soll das Land ruhen und die Menschen sollen im Vertrauen auf Gottes Versorgung leben.
Doch dazu kam es nie, denn Israel ging deswegen für 70 Jahre ins Exil, wie es Jeremia prophezeit hatte. Da das Sabbatjahr nur alle 7 Jahre stattfindet, sprechen wir von 7*70=490 Jahren, also der gesamten Zeit, in der Israel als Staat existiert hat. Eine Jahrwoche bei Daniel besteht also aus 7 Jahre (sie wird Woche genannt, um die Parallelität zum Sabbattag — dem siebenter Tag der Woche — zu zeigen).
Die Verheißung
Wenn wir von 605 v. Chr. als dem ersten Jahr des Exils ausgehen, kommen wir auf das Jahr 539 v. Chr., als Babel zerstört wurde und das Exil unter dem ersten Perserkönig endete. Als die Zeit erfüllt war, betete Daniel ein Gebet der Buße für sein Volk. Die Antwort darauf war die Erklärung der 70 Jahre, die nur 4 Verse umfasst:
“Über dein Volk und über deine heilige Stadt sind 70 Wochen bestimmt, um der Übertretung ein Ende zu machen und die Sünden abzutun, um die Missetat zu sühnen und eine ewige Gerechtigkeit herbeizuführen, um Gesicht und Weissagung zu versiegeln und ein Allerheiligstes zu salben. 25 So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Straßen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit. 26 Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteilwerden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen. 27 Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schließen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergießt.”
70 Jahrwochen ist die Zeitspanne von 70*7=490 Jahre.
Vers 24 beschreibt das Endergebnis nach diesen 490 Jahren:
- “Für dein Volk und deine Stadt, um der Übertretung eine Ende zu machen”. Die Übertretung bezieht sich auf die Juden, die Antiochus Epiphanes IV unterstützten, wie in Kapitel 11 beschrieben.
- Der Sünde ein Ende zu setzen (wörtlich “versiegeln”, was die gleichen Konsonanten hat wie “wegnehmen”) ist ein großes Ziel.
- “Missetat zu sühnen”: sühnen bezieht sich auf den großen Versöhnungstag, an dem alle Sünden vergeben werden (aber hier ist es eine ewige Sühne).
- Bringt eine ewige Gerechtigkeit.
- Vision und Prophetie versiegeln: Versiegeln ist oft Bestätigung
- “ein Allerheiligstes zu salben”: Das Allerheiligste wäre der Tempel, aber es kann Jesus sein, der sogar größer als der Tempel ist und gesalbt wurde.
Wenn wir uns das anschauen, dann ist das mehr, als in der Geschichte bisher geschehen ist, und das ist zum Teil das, was Jesus am Kreuz getan hat: Er ist für unsere Sünden gestorben, er hat uns durch den Heiligen Geist seine Gebote ins Herz geschrieben und vieles mehr.
Die 70 Jahrwochen
Lassen Sie uns den Rest auch noch aufschlüsseln. Der Rest soll in drei Teile geteilt werden:
- 7 Wochen (Erlass, den Tempel wieder aufzubauen)
- 62 Wochen (der Tempel ist gebaut)
- 1 Woche (um alles zu vollenden)
Vers 25: So wisse und verstehe: Vom Erlass des Befehls zur Wiederherstellung und zum Aufbau Jerusalems bis zu dem Gesalbten, dem Fürsten, vergehen 7 Wochen und 62 Wochen; Straßen und Gräben werden wieder gebaut, und zwar in bedrängter Zeit.
Das Wort, Jerusalem wieder aufzubauen, wurde von Jeremia im Jahre 588/587 v. Chr. während der Eroberung Jerusalems verkündigt. Das dauert 7*7=49 Jahre und endet in 539 v.u.Z., als der Gesalbte Kyrus einen Erlaß macht, Jersualem wieder aufzubauen.
Es dauert seine Zeit, bis der Tempel wieder aufgebaut ist, aber im Jahre 440 v. Chr. unter Nehemiah ist die Aufgabe erfüllt und 62*7=434 Jahre steht der Tempel und geht durch viele Schwierigkeiten, da Israel seit dem Bau durch politische Unruhen und wechselnde Herrscher (Perser, Greichen, Syrer/Ägypter, Römer) durchhalten musste.
Vers 26: Und nach den 62 Wochen wird der Gesalbte ausgerottet werden, und ihm wird nichts zuteilwerden; die Stadt aber samt dem Heiligtum wird das Volk des zukünftigen Fürsten zerstören, und sie geht unter in der überströmenden Flut; und bis ans Ende wird es Krieg geben, fest beschlossene Verwüstungen.
Der Gesalbte ist hier nicht Kyrus, sondern Jesus, der 6 v. Chr. geboren wurde. “Ausgerottet werden und nichts haben” hat im Aramäischen “ausgerottet = abgeschnitten” auch die Bedeutung “einen Bund schneiden = einen Bund schließen”. Er starb, um einen Bund zu schließen.
Das Volk des zukünftigen Fürsten sind die Römer unter dem Kaiser Tiberius (Bezug zu Prinz dieser Welt?). Er wird kommen und die Stadt und das Heiligtum (den Tempel) im Jahre 70 zerstören.
Das Ende kommt wie eine Flut (von römischen Legionen) und es wird immer wieder Krieg geben bis zum Ende, als Israel im Jahre 135 deportiert wird. Das ist (von Gott) fest beschlossen.
Vers 27: Und er wird mit den Vielen einen festen Bund schließen eine Woche lang; und in der Mitte der Woche wird er Schlacht- und Speisopfer aufhören lassen, und neben dem Flügel werden Gräuel der Verwüstung aufgestellt, und zwar bis die fest beschlossene Vernichtung sich über den Verwüster ergießt.
Als letztes wird Gott mit vielen einen Bund schließen, den Neuen Bund mit Jesus und den Nationen.
In der Mitte der “Sieben” wird er dem Opferdienstes ein Ende setzen, weil dieser nicht mehr nötig ist.
Er wird Gräuel der Verwüstung aufrichten (im Original heißt es “er wird aufrichten), wir haben also immer noch Tiberius. Es handelt sich um “Flügel der Verwüstung”, die sich auf den Reichsadler der Römer beziehen. “Bis die Vernichtung ausgeschüttet ist” kann man besser übersetzen mit “bis das beschlossene Ende auf den Zerstörer gestzt ist” und meint, also bis das Römische Reich fällt, was uns wieder zu Daniel 7 zurückbringt.
Die letzte Woche
Nun, hier wird es etwas kompliziert, wenn wir die letzten sieben Jahre betrachten. Der Grund dafür ist, dass hier zwei Geschichten erzählt werden.
Die erste Geschichte ist die Geschichte Israels und des Tempels und des Landes, die zu einem Ende kommt und durch den Neuen Bund mit Jesus einen neuen Anfang mit Israel nimmt.
Beide Geschichten sind um 40 Jahre zeitversetzt. Aber wie ist das möglich? Jesus war zu Beginn seiner Berufung 40 Tage in der Wüste und hat all den Versuchungen widerstanden, an denen Israel beim Auszug aus Ägypten in der Wüste gescheitert ist. Deshalb musste Israel 40 Jahre in der Wüste umherwandern, bis es ins Gelobte Land kam. Hier wird die Geschichte auf den Kopf gestellt: Jesus hat den Versuchungen nicht nachgegeben und richtet einen neuen Bund auf, so dass Israel noch extra 40 Jahre bekommt, um in den neuen Bund zu wechseln.
Die Geschichte Israels
Im Jahre 66 begann der erste jüdische Krieg, und nach der Hälfte der sieben Jahre wurde der Tempel zerstört und nicht wieder aufgebaut. Auf den Flügeln des Zerstörers wurde er zerstört und somit war der Opferdienst nicht mehr möglich.
Der Krieg endete nach sieben Jahren im Jahr 73 und nach weiteren Unruhen wurde Israel schließlich nach einem weiteren Krieg deportiert. Israel hatte Tempel, Stadt und Land verloren.
Die Geschichte von Jesus
Im Jahre 27 (mit der Annahme, das Tiberius Herrschaft im Jahre 12 begann) wird Jesus berufen und mit dem Heiligen Geist getauft und er erneuert den Bund mit den Juden. In der Mitte der sieben Jahre (Jahr 31) stirbt er und steht wieder auf, und der Bund umfaßt nun auch die Heiden. Mit seinem Tod ist auch der Opferdienst nicht mehr nötig.
Das Ende der sieben Jahre fällt ins Jahr 34. Das ist das Jahr, in dem vermutlich Stephanus gesteinigt wird. nach seiner Rede, in dem er Israel anklagt, seinen Bund verlassen zu haben. Hier wird das erste Mal nach Jesu Tod von einem Christen gesprochen, der wegen seines Glaubens stirbt und die erste Erwähnung von Paulus, der den Glauben sehr stark auch unter Nichtjuden verbreiten wird.
Es ist die Zeit, in der die Gemeinde in voller Konsequenz Jesus nachfolgt. Der neue Bund ist nun wirklich aktiv.